Vergessene Transfers: Wenn Karrieren ungeahnte Wege nahmen - Teil 1
- Nico Kellmann

- 7. Feb.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Feb.
Der Fußball ist ein Geschäft der großen Namen, spektakulären Transfers und epischen Vereinslegenden. Wir erinnern uns an die Rekordwechsel, die für Schlagzeilen sorgten, an Vereinsikonen, die über Jahrzehnte prägten, und an Spieler, deren Karrierewege scheinbar perfekt in die Geschichtsbücher passten. Doch Fußball ist eben nicht nur Glanz und Ruhm – manchmal sind es die leisen, merkwürdigen oder schlicht vergessenen Transfers, die das Spiel erst richtig interessant machen.
Denn während wir immer noch über Gareth Bales 100-Millionen-Wechsel zu Real Madrid reden oder über Lionel Messis tränenreichen Abschied aus Barcelona, gibt es eine ganze Reihe von Karriereschritten, die heute kaum noch jemand auf dem Schirm hat. Transfers, bei denen man sich erst ungläubig die Augen reibt und dann denkt: „Moment mal, der hat da gespielt?“
Genau diese Wechsel holen wir in unserer Reihe Vergessene Transfers aus der Versenkung. Ob Bundesliga-Helden, die plötzlich in exotischen Ligen aufliefen, talentierte Youngster, die einen Umweg über völlig unerwartete Stationen nahmen, oder Altstars, die irgendwo ihr letztes Kapitel aufschlugen – wir erzählen euch die Geschichten hinter den vergessenen Vereinswechseln, die zu schräg oder zu unscheinbar waren, um langfristig in Erinnerung zu bleiben.
Vergessene Transfers (Teil 1): Drei Wechsel, die du längst vergessen hast
Der Transfermarkt produziert immer wieder Geschichten, die Fußballfans für Jahre begleiten. Ob spektakuläre Rekorddeals, emotionale Heimkehrer oder unerwartete Last-Minute-Transfers – manche Wechsel brennen sich ins kollektive Gedächtnis ein. Doch daneben gibt es auch jene Transfers, die still und heimlich verblassen. Spieler, die plötzlich bei Vereinen auftauchten, bei denen sie niemand vermutet hätte, und Karrieren, die für einen kurzen Moment eine völlig absurde Wendung nahmen.
Und damit herzlich Willkommen zu ersten Ausgabe von Vergessene Transfers! Jedes Mal graben wir in den Annalen des Weltfußballs und präsentieren euch drei Wechsel, die heute kaum noch jemand auf dem Zettel hat. Manche waren skurril, andere einfach nur zum Vergessen – und bei einigen fragt man sich, wie das überhaupt zustande kam. Also lehnt euch zurück, reist mit uns in die Vergangenheit und entdeckt Transfers, die ihr längst aus dem Gedächtnis gelöscht habt! Diese Serie widmet sich genau diesen vergessenen Wechseln – Transfers, bei denen man sich heute ungläubig fragt: „Moment mal, der hat da wirklich gespielt?“
1. Lukas Podolski – Inter Mailand (2015): Ein Kultstar auf Abwegen
Lukas Podolski ist einer der beliebtesten Fußballer Deutschlands. Weltmeister 2014, treffsicher mit links, immer für einen lockeren Spruch gut – kurzum: ein Spieler, den man mit Emotionen, Torjubeln und der besonderen Verbindung zu Köln verbindet. Dass er beim FC Bayern nicht glücklich wurde, ist bekannt. Dass er bei Arsenal London durchaus ein paar Highlights hatte, auch. Doch was viele vergessen: Es gab da dieses halbe Jahr bei Inter Mailand.
Im Januar 2015 stand Podolski bei Arsenal immer häufiger auf der Bank. Trainer Arsène Wenger bevorzugte in der Offensive andere Spieler, und Poldi wollte spielen – am besten in einer großen Liga. Die Lösung schien eine Leihe zu Inter Mailand, ein Klub mit großer Historie, aber damals auf der Suche nach neuen Impulsen. Doch was als spannende Herausforderung begann, endete als eines der bedeutungslosesten Kapitel seiner Karriere.

Podolski kam zwar zu Einsätzen, doch Trainer Roberto Mancini ließ ihn meist nur von der Bank kommen. Er erzielte ein Tor – ausgerechnet gegen Udinese, einen Klub, mit dem er nun wirklich nichts verbindet. Viel schlimmer: Podolski wirkte oft verloren im System von Inter, seine Stärken wurden nicht genutzt. Am Ende der Saison hatten alle Seiten genug, und er verabschiedete sich nach nur sechs Monaten nach Istanbul zu Galatasaray. Später sagte er selbst: „Inter war ein Fehler.“ Kaum jemand widersprach ihm.
2. Julien Faubert – Real Madrid (2009): Vom Londoner Abstiegskampf zum Königlichen Bankdrücken
Ein Transfer, der sich bis heute wie ein schlechter Scherz anhört. Julien Faubert, ein solider, aber keineswegs herausragender Flügelspieler bei West Ham United, weckte im Januar 2009 plötzlich das Interesse von Real Madrid. Genau: Real Madrid.
Die Königlichen waren auf der Suche nach Verstärkung für die rechte Außenbahn – und warum auch immer fiel die Wahl auf Faubert, einen französischen Nationalspieler mit genau einem Länderspieleinsatz. Als ihn sein Berater über das Interesse informierte, glaubte er zunächst an einen Scherz. Doch es war kein Prank – Madrid lieh ihn tatsächlich für ein halbes Jahr aus.

Die Geschichte hätte vielleicht gut ausgehen können, doch Faubert tat alles, um seine Zeit in Madrid zu einem kuriosen Kapitel zu machen. Zunächst verpasste er ein Training, weil er dachte, er habe frei. Dann kam sein legendärster Moment: Während eines Spiels gegen Villarreal wurde er auf der Bank dabei erwischt, wie er ein kleines Nickerchen hielt. Das Foto, das ihn schlafend auf der Real-Bank zeigt, wurde zum Symbol seines völlig absurden Aufenthalts in Madrid.
Am Ende stand die Bilanz: Zwei Einsätze, null Scorerpunkte, null Interesse von Real an einer festen Verpflichtung. Im Sommer 2009 war der Spuk vorbei, und Faubert kehrte nach West Ham zurück – mit der vielleicht unwahrscheinlichsten Episode einer ansonsten soliden, aber keineswegs herausragenden Karriere.
3. Edgar Davids – Crystal Palace (2010): Ein Mittelfeld-Krieger verirrt sich in die zweite Liga
Edgar Davids – das bedeutet Oranje, das bedeutet Ajax, Juventus, Champions-League-Siege und die legendäre Schutzbrille, die ihn optisch noch furchteinflößender machte. In seiner Prime gehörte der niederländische Mittelfeldspieler zu den besten seiner Zunft, ein giftiger Balleroberer, der auch noch Fußball spielen konnte.
Doch was viele vergessen: Nach seinen glorreichen Jahren in Italien, Barcelona und Tottenham landete Davids plötzlich – in der zweiten englischen Liga. Bei Crystal Palace. Mitten in einem Karriereherbst, der kurioser nicht hätte verlaufen können.

2010, mit mittlerweile 37 Jahren, unterschrieb Davids einen stark leistungsbezogenen Vertrag bei Palace, das damals noch weit von der heutigen Premier-League-Stabilität entfernt war. Doch der Niederländer merkte schnell, dass die Championship mit ihren rustikalen Abwehrhünen, tiefen Rasenplätzen und einem körperbetonten Spielstil nicht mehr ganz sein Level war. Er wurde als Linksverteidiger (!) eingesetzt, ein Experiment, das kläglich scheiterte.
Nach nur neun Spielen – und einem Torverhältnis von 2:14 in den Matches, in denen er mitwirkte – zog Davids die Reißleine. Er verließ den Klub nach wenigen Monaten, gab an, dass das Abenteuer „nicht das Richtige“ für ihn gewesen sei, und zog sich vorübergehend vom Profi-Fußball zurück. Später wurde er noch einmal als Spielertrainer bei Barnet aktiv, aber auch dieses Kapitel blieb eine Randnotiz.
Fazit: Große Namen, absurde Stationen
Ob Podolski als glückloser Inter-Leihspieler, Faubert als wohl einer der kuriosesten Real-Zugänge der Neuzeit oder Davids als gealterter Veteran in der zweiten Liga – diese Transfers zeigen, dass selbst die größten Namen manchmal an Orten landen, die nicht zu ihnen passen.
Doch genau solche Geschichten machen den Fußball aus. Mal sind es Fehleinschätzungen, mal einfach unglückliche Zufälle – und manchmal ist es schlicht ein Spieler, der sich am falschen Ort wiederfindet.
In der nächsten Ausgabe von Vergessene Transfers blicken wir auf weitere skurrile Vereinswechsel. Vielleicht fallen euch ja noch einige ein – wer erinnert sich zum Beispiel an …?







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