Kölner Kampfgeist gegen Leverkusener Dominanz: Kann der FC das Wunder vollbringen?
- Nico Kellmann

- 5. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Der 1. FC Köln steht vor einer außergewöhnlichen Herausforderung. Am heutigen Dienstagabend trifft die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber im Viertelfinale des DFB-Pokals auf den aktuell zweitplatzierten Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Die Werkself präsentiert sich in dieser Saison nicht mehr in der unantastbaren Form des Vorjahres. Nach der historischen ungeschlagenen Meistersaison 2023/2024 musste Leverkusen bereits einige Rückschläge hinnehmen. Derzeit liegt das Team von Xabi Alonso mit sechs Punkten Rückstand auf den FC Bayern München auf Rang zwei.
Die Ausgangslage: Zwischen Ambition und Realität
Seit dem Abstieg im vergangenen Sommer verfolgt der 1. FC Köln konsequent den Weg des Neuaufbaus. Die Konzentration gilt der sportlichen Entwicklung, während strukturelle Unruhen in den Hintergrund rücken sollen. Das Team hat sich stabilisiert, führt die Tabelle der 2. Bundesliga an und zeigt zunehmend eine klare fußballerische Identität. Gerhard Struber hat es geschafft, aus den Spielern eine homogene Einheit zu formen, die sich nun mit Bayer Leverkusen messen darf.
Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Rollenverteilung für das heutige Duell eindeutig. Struber ist sich der Außenseiterrolle bewusst: "Wir haben eine neue Aufgabe. Es ist das erste Mal in dieser Saison, dass wir so klarer Außenseiter sind", erklärte er. "Wir werden alles daransetzen, den Gegner aus seiner Balance zu bringen." Diese Entschlossenheit spiegelt den Willen wider, trotz der eindeutigen Ausgangslage eine Überraschung zu erzwingen.
Leverkusen ist nicht mehr die übermächtige Mannschaft der letzten Saison. Die einzige Bundesliga-Niederlage datiert auf den 31. August 2024, als die Werkself mit 2:3 gegen RB Leipzig unterlag. Seitdem hat sich das Team jedoch stabilisiert und ist in den letzten 17 Pflichtspielen ungeschlagen. Der jüngste 3:1-Sieg gegen Hoffenheim, trotz Unterzahl nach einer Gelb-Roten Karte für Alejandro Grimaldo, zeigt die Widerstandsfähigkeit der Mannschaft. Besonders herausragend ist derzeit Stürmer Patrik Schick, der in den letzten acht Pflichtspielen neun Tore erzielte und sich in Topform befindet.
Dennoch offenbart die sechs Punkte große Lücke zu Bayern München, dass Leverkusen nicht unfehlbar ist. Der 1. FC Köln kann sich mit einer disziplinierten Defensivleistung und einem mutigen Umschaltspiel Chancen auf eine Überraschung erarbeiten.
Zwischen Derbycharakter und sportlicher Realität
Ein klassisches David-gegen-Goliath-Szenario beschreibt dieses Aufeinandertreffen nur unzureichend, denn der Derbycharakter dieses Duells ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn die sportliche Diskrepanz zwischen beiden Teams groß ist, trennt sie geografisch nur eine kurze Strecke. Für viele FC-Fans ist Leverkusen ein traditioneller Rivale, auch wenn dies von Leverkusener Seite oft anders gesehen wird.
Die Historie dieser Begegnung ist geprägt von Phasen der Augenhöhe, die jedoch zunehmend schwinden. Während Leverkusen sich als etablierter Champions-League-Kandidat behauptet, kämpfte Köln in den letzten Jahren mit sportlichen Rückschlägen und internen Problemen.
Doch genau deshalb hat dieses Pokalspiel eine enorme Bedeutung für die Kölner Identität. Ein Sieg gegen den rheinischen Nachbarn würde den eingeschlagenen Weg bestätigen und den Glauben an eine erfolgreiche Zukunft festigen. Trainer Struber zollt Leverkusens Florian Wirtz großen Respekt: "Er ist der deutsche Messi aus Köln, ein Heilsbringer des deutschen Fußballs." Ihn aus dem Spiel zu nehmen, wird eine der Hauptaufgaben für den FC sein.
Taktische Marschroute und personelle Überlegungen
Wie kann Köln Leverkusen ernsthaft gefährden? Struber setzt in dieser Saison verstärkt auf eine Dreierkette, um defensive Stabilität zu gewährleisten. Gegen Leverkusens Flügelzange aus Jeremie Frimpong und Alejandro Grimaldo ist dies eine nahezu unumgängliche Maßnahme.
Im Tor bleibt Marvin Schwäbe die unangefochtene Nummer eins. Davor werden voraussichtlich Timo Hübers, Joel Schmied und Dominik Heintz die Abwehrreihe bilden. Auf den Außenbahnen sollen Leart Paqarada und Jusuf Gazibegovic für defensive Absicherung sorgen, während im zentralen Mittelfeld Eric Martel und Dejan Ljubicic die Balance zwischen Defensive und Offensive wahren müssen.
Im Angriff stellt sich die entscheidende Frage: Wer unterstützt Damion Downs? Der junge Stürmer verfügt über herausragende Physis und Kopfballstärke, doch seine Partnerwahl wird die strategische Marschroute bestimmen. Linton Maina ist eine dynamische Option, um mit Geschwindigkeit Konter einzuleiten, während Steffen Tigges als klassischer Wandspieler den Ball behaupten und weiterleiten kann. Struber muss abwägen, ob er auf Tempo oder physische Präsenz setzt. Da Maina zuletzt angeschlagen war, könnte Tigges zu Beginn starten, während Maina als Joker für frische Impulse sorgen könnte.
Ein weiterer Faktor ist Neuzugang Imad Rondić, der am Deadline Day verpflichtet wurde. Der bosnische Stürmer könnte in der zweiten Halbzeit als Joker kommen, um Leverkusen mit frischen Kräften unter Druck zu setzen.

Die entscheidende Frage: Ist eine Sensation realistisch?
Die Ausgangslage könnte eindeutiger kaum sein: Leverkusen ist der klare Favorit, Köln der Underdog. Doch der Pokal lebt von Geschichten, in denen Außenseiter mit Leidenschaft und taktischer Disziplin große Gegner zu Fall bringen.
Für den FC steht wenig auf dem Spiel – außer einer immensen Chance. Ein Ausscheiden wäre keine Schande, doch ein Weiterkommen würde eine Euphorie entfachen, die den Club in der 2. Liga weiter beflügeln könnte. "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze" – eine Phrase, die oft bemüht wird, aber für den 1. FC Köln heute Abend zur Realität werden kann.






Kommentare