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Jan Thielmann: Der Junge, der bleiben wollte

  • Autorenbild: Nico Kellmann
    Nico Kellmann
  • 18. März
  • 3 Min. Lesezeit

RheinEnergieStadion, März 2025. Die Fans hatten sich gerade hingesetzt, als die Explosion kam. Ein Fehlpass, ein Antritt, ein Abschluss – 1:0 für den 1. FC Köln. Keine Minute war gespielt, als Jan Thielmann den Ball über die Linie drückte. Ein Tor, das nicht nur den perfekten Start ins Spiel gegen Darmstadt markierte, sondern auch sein 150. Pflichtspiel für den FC krönte. Ein Treffer, der so typisch für ihn war: schnörkellos, effizient, für die Mannschaft. Denn es gibt nicht viele Spieler wie ihn. Spieler, die bleiben, wenn alle anderen gehen.


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Der Junge von der Mosel


Thielmanns Geschichte beginnt nicht in Köln, sondern in Föhren, einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz. Kein Glitzer, kein Glamour, sondern Moselidylle und Bolzplatzromantik. Fußball spielte er bei der JSG Hetzerath/Föhren/Bekond – erst auf den Wiesen des Dorfes, dann ein paar Kilometer weiter in Trier bei Eintracht Trier. Dort spielte er sich in die Notizbücher der Talentscouts.

2017 war es soweit: Der 1. FC Köln klopfte an. Die Entscheidung fiel leicht. In Köln, da konnte man es schaffen. Da konnte man Bundesliga spielen.

Und Thielmann kam, sah – und arbeitete.


Meisterschaft mit der U17 – und der große Sprung


Schon früh zeichnete sich ab, dass er nicht nur irgendein Talent war. 2019 führte er die U17 des FC zur deutschen Meisterschaft, ein Triumph, an den man sich in Köln noch lange erinnern wird. „Jan war immer ein Spieler, der durch seine Einstellung und seinen Willen aufgefallen ist“, sagte sein damaliger Trainer Stefan Ruthenbeck einmal. „Er hat nie aufgegeben und sich nie beschwert.“ Dass genau dieser Junge nur sechs Monate später Bundesliga spielen würde, ahnte da noch keiner.


Ein Bundesliga-Debüt aus dem Nichts


Dezember 2019. Der FC steckt mal wieder in der Krise. Markus Gisdol ist gerade Trainer geworden, er braucht Lösungen, und zwar schnell. Also schaut er in die Jugend. Und da ist Jan Thielmann. 17 Jahre alt, ohne ein einziges Profispiel, ohne große Vorschusslorbeeren.

Leverkusen, Auswärtsspiel. Thielmann in der Startelf. Der jüngste Bundesliga-Debütant des FC seit den 60ern. Er ist nicht nervös, nicht zögerlich. Er läuft, presst, kämpft. Köln gewinnt 2:0.

„Ich hab nicht lange nachgedacht“, sagt er später. „Ich hab einfach gemacht.“ Von diesem Moment an war er da. Und er blieb.


Der Spieler für alles


Es gibt Talente, die wollen nur das eine. Nur Sturm, nur Zehner, nur Außen. Thielmann ist anders. Er spielt überall, wo er gebraucht wird. Stürmer, Achter, Flügel, Außenverteidiger – es gibt keine Position, die er nicht ausgefüllt hat.

„Jan ist unser Schweizer Taschenmesser“, sagte Ex-Trainer Steffen Baumgart einmal. „Den kannst du überall reinwerfen.“

Sein größtes Kapital? Sein Teamgeist. Er macht keinen Lärm, keine Forderungen, keine Wechselspielchen. Er spielt einfach Fußball.


Der Absturz – und die Treueprüfung


2024 kommt der Tiefpunkt. Köln steigt ab. Mal wieder. Eine Saison, die an Chaos kaum zu überbieten ist. Trainerwechsel, interne Machtkämpfe, Unruhe. Am Ende Platz 17.

Und während die ersten schon auf gepackten Koffern sitzen, stellt sich bei Thielmann nur eine Frage: „Wie bringen wir den FC wieder hoch?“

Er hätte gehen können. Andere Vereine klopften an. Vielleicht nicht gleich Bayern oder Dortmund, aber solide Bundesligisten. Doch er entscheidet sich anders. „Es fühlt sich falsch an, den Verein jetzt zu verlassen“, sagt er damals. „Ich will helfen, ihn wieder hochzubringen.“

Er verlängert. Nicht für ein Jahr, nicht als Absicherung. Bis 2026.

Es ist eine Entscheidung, die in Köln an jemanden erinnert, den sie hier niemals vergessen werden: Jonas Hector.


Das Vorbild: Jonas Hector


Als Jonas Hector sich 2018 entschied, trotz Abstiegs in der zweiten Liga zu bleiben, hielten ihn viele für verrückt. Aber er blieb. Und wurde eine Legende.

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„Ich hab das bei Jonas damals gesehen“, sagt Thielmann. „Er hat gezeigt, dass es nicht nur um Geld oder Prestige geht. Ich will, dass man sich an mich auch so erinnert.“

In einer Zeit, in der Spieler für ein paar extra Millionen den Verein wechseln, ist Thielmanns Loyalität eine Seltenheit.


150 Spiele und kein Ende in Sicht


Jetzt, 2025, steht er bei 150 Spielen für den FC. Mit gerade mal 22 Jahren.

Und wenn man ihn fragt, wie viele es noch werden, zuckt er mit den Schultern.

Vielleicht 200.

Vielleicht 300.

Vielleicht bleibt er einfach so lange, wie sie ihn hier brauchen.

Sein Weg ist noch nicht zu Ende. Aber vielleicht hat er gerade erst so richtig begonnen.

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